Für viele ist es ein lang gehegter Traum: Als Expat in einem anderen Land arbeiten oder als Student zumindest für einige Semester im Ausland studieren. Die Schweiz ist dabei ein beliebtes Ziel, besonders in den Städten findet man viele internationale Studierende und Expats. Zu den wichtigsten Gründen für die Beliebtheit zählen nicht nur die beeindruckende Landschaft und die Mehrsprachigkeit, sondern auch die Lebensqualität in der Schweiz. Ein wichtiger Bestandteil davon ist die medizinische Versorgung, die als eine der besten der Welt gilt.
Um diese in vollem Umfang nutzen zu können, ist allerdings eine entsprechende Versicherung nötig. Worauf Sie als Expat achten müssen, welche Regeln gelten und wie Sie bei der Wahl der richtigen Versicherung vorgehen, haben wir deshalb für Sie in Erfahrung gebracht.
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Internationale Studierende: Keine Versicherungspflicht
Für Studierende, die sich nur für eine begrenzte Zeit in der Schweiz aufhalten, gilt in der Regel keine Versicherungspflicht in der Schweiz. Stattdessen müssen sie nachweisen, dass sie in ihrem Herkunftsland über eine entsprechende Versicherung verfügen, die auch im Ausland gilt. Für Studierende aus EU- und EFTA-Ländern stellt dies meist keine Schwierigkeit dar. Bei anderen Herkunftsländern kann es aber passieren, dass die Krankenversicherung aus der Heimat nicht als gleichwertig anerkannt wird. In diesem Fall muss eine entsprechende Schweizer Grundversicherung für den Zeitraum des Aufenthalts abgeschlossen werden.
Expats: Pflicht zum Abschluss einer Schweizer Grundversicherung
Expats, die mit einer entsprechenden Bewilligung in der Schweiz arbeiten, sind dazu verpflichtet, eine Grundversicherung abzuschliessen. Dies gilt unabhängig von der Dauer des Aufenthalts.
Die Grundversicherung garantiert, dass Sie bei einem Notfall oder einer ernsthaften Erkrankung medizinisch versorgt und behandelt werden. Die Leistungen der Grundversicherung sind gesetzlich festgelegt, sodass Sie bei jedem Anbieter und in jedem Tarif Anspruch auf dieselben Behandlungen haben. Unterschiede gibt es allerdings bei der Art der Leistungserbringung und den Prämien, sodass Sie sich für die Wahl etwas Zeit nehmen sollten.
Im Gegensatz zu einigen anderen Ländern beteiligt sich der Arbeitgeber in der Schweiz nicht an den Kosten für die Krankenversicherung. Kalkulieren Sie dies unbedingt ein, wenn Sie Ihr Einkommen in der Schweiz berechnen, um nicht durch die Prämie für die Krankenversicherung in eine finanzielle Schieflage zu geraten.
Wahl der passenden Versicherung
Zunächst die gute Nachricht: Allzu viel können Sie bei der Wahl einer passenden Grundversicherung nicht verkehrt machen, schliesslich sind die Leistungen per Gesetz bei allen Anbietern identisch. Ihre medizinische Versorgung ist also in jedem Fall gesichert. Allerdings gibt es auch ein paar Stolpersteine, die dazu führen können, dass Sie vergleichsweise viel für Ihre Versicherung bezahlen oder sich zu einer bestimmten Vorgehensweise verpflichten, die Ihnen nicht entspricht. Die wichtigsten Besonderheiten der Grundversicherung sind die Franchise, der Selbstbehalt und die Möglichkeit, in ein anderes Tarifmodell zu wechseln.
Selbstbehalt und Franchise
Der Selbstbehalt in der Grundversicherung beträgt 10% des Rechnungsbetrags. Das heisst, Sie müssen bei Rechnungen vom Arzt oder der Apotheke 10 Prozent des Preises selbst aufbringen. Damit dies nicht zu einer hohen Belastung führt, ist dieser Betrag auf 700 Franken pro Jahr begrenzt. Nach dem Überschreiten dieses Betrags wird keine weitere Selbstbeteiligung fällig.
Die Franchise ist ebenfalls ein Betrag, den Sie selbst bezahlen. Allerdings wird dieser nicht prozentual, sondern als konkreter Betrag festgelegt. Nach Abzug des Selbstbehalts zahlen Sie Ihre Rechnungen selbst, bis die festgelegte Franchise erreicht ist. Auch dieser Betrag gilt jeweils für ein Kalenderjahr.
Die reguläre Franchise in Standard-Verträgen beträgt 300 Franken. Möglich sind ausserdem die Franchise-Stufen 500, 1000, 1500, 2000 und 2500 Franken. Für Kinder und Jugendliche ist neben der Standard-Franchise von 0 Franken auch die Wahl von 100, 200, 300, 400, 500 und 600 Franken möglich. Wählen Sie eine höhere Franchise, hat dies Auswirkungen auf Ihre Prämie. Je mehr Sie pro Jahr selbst bezahlen, umso weniger müssen Sie für die Versicherung aufbringen. Ein Umstieg in eine höhere Franchise lohnt sich allerdings nur, wenn Sie die gewählte Franchise nicht jedes Jahr ausschöpfen. Zudem haben Vergleiche gezeigt, dass sich mittlere Franchise-Stufen am wenigsten lohnen – möchten Sie über die Erhöhung Ihrer Franchise die Prämie senken, sollten Sie eine Franchise von 2000 oder 2500 Franken wählen.
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Verschiedene Tarifmodelle
Eine weitere Möglichkeit, die Prämie für die Grundversicherung zu senken, ist der Umstieg in ein anderes Tarifmodell. Dabei ändern sich die Leistungen nicht, auf die Sie Anspruch haben – allerdings ist der Weg zu diesen Leistungen von der Versicherung vorgeschrieben. Diese Wege sparen Kosten, sodass die Versicherung Ihnen im Gegenzug eine vergünstigte Prämie anbieten kann.
Standard-Modell
Das Standard-Modell bezeichnet das „normale“ Leistungspaket der Grundversicherung: Sie können alle Leistungen ohne Einschränkung nutzen und frei wählen, wen Sie im Krankheitsfall zuerst kontaktieren.
Hausarzt- und HMO-Modelle
In Hausarzt- und HMO-Modellen (Health Maintenance Organisation) müssen Sie zunächst Ihren Hausarzt oder einen Arzt in Ihrer HMO-Praxis aufsuchen. Dort wird dann über das weitere Vorgehen entschieden: Entweder der Arzt behandelt Sie selbst, oder er verweist Sie an einen Spezialisten. In HMO-Häusern sind in der Regel mehrere Ärzte verschiedener Fachrichtungen tätig, ist ein passender dabei, erfolgt die Überweisung innerhalb der HMO. Im Hausarzt-Modell können Sie selbst wählen, welchen Arzt Sie mit der Überweisung Ihres Hausarztes kontaktieren.
Telemedizin
Statt eines direkten Kontakts ist in Telemedizin-Modellen zunächst eine Beratung per Telefon oder Internet vorgesehen. Es handelt sich in der Regel um medizinisch geschultes Personal, das von der Versicherung zur Verfügung gestellt wird. Erkranken Sie, kontaktieren Sie dieses über eine Hotline oder per Videoanruf. Nach Schilderung Ihrer Beschwerden bekommen Sie entweder Tipps für die Behandlung oder werden, wenn es nötig ist, zu einem Arzt vor Ort überwiesen. Je nach Art der Beschwerden kann es sich dabei um einen Allgemeinmediziner, aber auch um einen Spezialisten handeln.
Apotheken-Modell
Relativ neu hinzugekommen in die Auswahl der Tarifmodelle ist das Apotheken-Modell. In diesem ist eine Apotheke aus dem Verbund Ihrer Krankenkasse Ihr erster Ansprechpartner bei gesundheitlichen Problemen. Neben einer Beratung erhalten Sie in der Apotheke auch Medikamente, und genau wie in anderen Modellen werden Sie an einen Allgemeinmediziner oder Spezialisten überwiesen, sollte Ihre Erkrankung dies nötig machen.
Zusatzversicherungen für Expats
Neben der Basis-Versorgung sollten Versicherte in der Schweiz auch über Zusatzversicherungen verfügen, die Leistungen übernehmen, die nicht in der Grundversicherung enthalten sind. Welche Tarife Sie wählen, ist dabei Ihren eigenen Wünschen und Vorlieben überlassen. Möglich ist die Übernahme von ambulanten Leistungen ebenso wie ein „Upgrade“ Ihrer Behandlung im Spital: Halbprivate und private Zusatzversicherungen ermöglichen eine Unterbringung im Zweibett- oder Einzelzimmer, zusätzliche Leistungen der Versorgung sowie die Behandlung durch den Chefarzt.
Besonders beliebt sind in der Schweiz übrigens Zusatzversicherungen für zahnärztliche Behandlungen, denn diese werden von der Grundversicherung nicht übernommen. Möchten Sie die regelmässige Kontrolle und die Behandlung von häufigen Zahnerkrankungen wie Karies oder Parodontose nicht selbst bezahlen, empfehlen wir den Abschluss einer solchen Zusatzversicherung. Benötigen Sie eine Brille oder Kontaktlinsen, kann eine Zusatzversicherung ebenfalls sinnvoll sein. Besonders, wenn sich Ihre Werte regelmässig verändern oder Sie aus anderen Gründen häufig eine neue Sehhilfe benötigen, lohnt sich der Abschluss einer Zusatzversicherung.
Im Gegensatz zur Grundversicherung sind die Leistungen in Zusatzversicherungen nicht gesetzlich festgelegt. Vergleichen Sie deshalb vor dem Abschluss genau, welche Leistungen die Versicherung enthält und ob dies zu Ihren Bedürfnissen passt. Auch bei der Prämie gibt es deutliche Unterschiede, schauen Sie deshalb genau hin und vergleichen Sie die unterschiedlichen Tarife miteinander, um das beste Verhältnis von Preis und Leistung zu finden.
- Internationale Studierende bleiben in der Regel in ihrem Heimatland versichert
- Expats mit Arbeitsverhältnis in der Schweiz benötigen eine Grundversicherung
- Die Kosten für die Grundversicherung sind in der Schweiz vergleichsweise hoch, da der Arbeitgeber sich nicht beteiligt
- Durch Wahl einer hohen Franchise und eines anderen Tarifmodells kann die Prämie für die Grundversicherung gesenkt werden
- Eine Zusatzversicherung kann die Leistungen der Grundversicherung ergänzen und beispielsweise Kosten für Zahnarztbesuche oder Sehhilfen übernehmen
Unser Fazit
Wer in der Schweiz eine Krankenversicherung benötigt, sollte sich vor dem Abschluss gut informieren, denn einige Dinge sind hier anderes geregelt als in anderen Ländern. Nehmen Sie sich etwas Zeit und lassen Sie sich von uns beraten, wenn Sie auf der Suche nach der passenden Versicherung sind. Achten Sie darauf, dass Sie alle Leistungen erhalten, die Sie benötigen: Reichen Ihnen die Leistungen der Grundversicherung nicht aus, können Sie den Schutz mit einer Zusatzversicherung ergänzen. Mit einer geschickten Kombination aus Grund- und Zusatzversicherung erreichen Sie eine umfassende Kostendeckung und können sich ohne Sorgen voll auf Ihr Auslands-Abenteuer einlassen.
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